Ulugh Beg: Die Astronomie des Prinzen

Ein Meisterwerk zentralasiatischer Kunst, einer der wichtigsten und zugleich schönsten Traktate über den Sternenhimmel, geschaffen für einen der herausragendsten Wissenschaftler auf einem Herrscherthron, ein Symbol für die Blüte des sagenhaften Samarkand im Mittelalter: Diese unglaubliche Handschrift wird erstmals als originalgetreue FaksimileEdition herausgegeben.

Um einen Vorgeschmack auf dieses beeindruckende Werk zu bekommen, möchten wir Sie auf unsere Dokumentationsmappe aufmerksam machen. Insgesamt bringen Ihnen vier Original-Faksimileblätter mit detaillierten Beschreibungen dieses Meisterwerk der Buchmalerei aus Samarkand näher – feinste Kalligraphie und unglaublich präzise astronomische Darstellungen geben einen Eindruck von der bemerkenswerten Kunst und fortgeschrittenen Wissenschaft des mittelalterlichen Zentralasien.

Diese Dokumentation eröffnet erstmals überhaupt völlig neue Dimensionen in der Welt mittelalterlicher Buchkunst. Mit unserer brandneuen App Living Manuscripts können Sie Ulugh Begs Buch der Fixsterne zum Leben erwecken – einfach die App kostenlos herunterladen und Folio 93v (Pegasus) – das in der Dokumentation enthalten ist – scannen. Sie werden begeistert sein! Mehr dazu gibt es hier.

 

Beschreibung

Ulugh Begs Buch der Fixsterne von Al-Sufi

Der Almagest des Ptolemäus war jahrhundertelang maßgebend in der Astronomie. Zahlreiche Handschriften des Abendlandes geben davon Zeugnis. Doch auch in anderen Teilen der Welt hat der Himmel die Menschen bewegt und zur intensiven Beobachtung angeregt. So konnte der persische Gelehrte Al-Sufi im 10. Jahrhundert Ptolemäus’ Darlegungen korrigieren und ergänzen. Diese Handschrift öffnet uns einen Blick auf das sagenhafte Samarkand im 15. Jahrhundert, mythisches Zentrum der Seidenstraße und Synonym für orientalische Prachtentfaltung unter den Timuriden. Prinz Ulugh Beg, der Wissenschaftler auf dem Herrscherthron, ließ Al-Sufis Text für seine Bibliothek als Prachthandschrift kalligraphieren und malen.

Antike und arabische Tradition der Astronomie

Eine der ersten bekannten astronomischen Autoritäten war zweifelsohne Ptolemäus (100–160). Sein Almagest – ein systematisches Handbuch der mathematischen Astronomie – bildete auch die Grundlage für das Buch der Fixsterne von Al-Sufi aus dem 10. Jahrhundert. Dieser persische Gelehrte verband Ptolemäus’ Erkenntnisse mit denen der wissenschaftlichen arabischen Tradition sowie seinen eigenen empirischen Beobachtungen. Er führte alle in der arabischen Literatur erwähnten Sternnamen mit dem Sternenkatalog von Ptolemäus zusammen und gab ihre ekliptischen Koordinaten und Größen an. In seinen Beobachtungen beschrieb er sogar schon die große Magellansche Wolke (al-Bakr) und die Andromedagalaxie. Alle mythologischen Figuren der Konstellationen sind jeweils doppelt dargestellt, einmal als Abbild, wie sie am Himmel zu
sehen sind, und einmal auf eine Sphäre projiziert. Daher diente Al-Sufis umfangreiches Werk auch über Jahrhunderte als Vorbild für zahlreiche Himmelsgloben. Der Text war lange Zeit der prominenteste Sternbildführer der islamischen, aber auch der christlichen Welt.

Die Handschrift eines Prinzen

Die Pariser Handschrift, die den Text des Buchs der Fixsterne wiedergibt, bezaubert durch ihre stilvollen Illustrationen: liebevoll ausgeführte, detaillierte Abbildungen der beschriebenen Sternkonstellationen und Himmelskörper. Der Codex ist mit 74 großformatigen Miniaturen eine der reichsten und schönsten Versionen von Al-Sufis wissenschaftlicher Arbeit. Zudem ist der Codex von herausragender historischer Bedeutung, wurde die Handschrift doch geschaffen am Hofe des bedeutenden timuridischen Prinzen Ulugh Beg.

Ein Wissenschaftler auf dem Herrscherthron

Ulugh Beg (1394–1449) ist vor allem aufgrund seiner Verdienste in den Bereichen Kunst, Bildung und Wissenschaft bis heute anerkannt. Er war ein Enkel des Eroberers Timur Lenk (Tamerlan). Als Vertreter seines Vaters, des timuridischen Herrschers Shah Rukh (reg. 1407–1447), wurde Ulugh Beg schon mit 15 Jahren in Samarkand als Statthalter eingesetzt und machte die Stadt zu einem Zentrum islamischer Kultur. Auf ihn geht der Bau der Ulugh Beg Madrasa (um 1417) auf dem Registan, dem zentralen Platz der antiken Stadt Samarkand, zurück, ebenso das ab 1424 erbaute Observatorium, das erst 1908 lokalisiert und ausgegraben wurde.

Für Jahrhunderte richtungsweisend

Es beeindruckt uns heute noch, wie exakt die Messungen, basierend auf den antiken Texten und eigenen empirischen Beobachtungen, am Observatorium in Samarkand waren. Sogar das Sternenjahr konnte Ulugh Beg auf 58 Sekunden genau berechnen und sein Handbuch astronomischer Tafeln – der Sternenkatalog Zidsch-i-Sultani mit den Positionsangaben von 1018 Sternen, entstanden zwischen 1420 und 1437 – war bis zu Tycho Brahes Zeiten an Genauigkeit unübertroffen.

74 bezaubernde Sternbild-Miniaturen in feinster Technik

Die originalgetreue Faksimile-Ausgabe des Codex Arabe 5036 der Bibliothèque nationale in Paris. 74 fein ausgeführte
Sternbild-Miniaturen und zahlreiche goldene Überschriften illustrieren den grundlegenden Text von Al-Sufi auf 247 Blättern im Format 24,5 x 18,5 cm. Der Einband des Originals aus goldbesticktem Stoff mit goldgeprägter Ledereinfassung und einer Flappe wird originalgetreu wiedergegeben. Eine Prachtkassette schützt das wertvolle Faksimile.

Der wissenschaftliche Begleitband beleuchtet alle wesentlichen Aspekte der Handschrift, beschreibt ihre Entstehung und ihr Umfeld und erläutert alle Miniaturen ausführlich.