Von Pflanzen und Tieren

Unsere Handschrift stellt ein Kompendium dar, das medizinisch, pharmakologisch, wissenschaftshistorisch, aber auch mentalitätsgeschichtlich und kunsthistorisch ein einzigartiges Zeugnis ihrer Zeit darstellt. Auf über 240 kunstvoll ausgeführten Darstellungen, die uns einen einmaligen Einblick in das Wissen der Zeit geben, werden Pflanzen, Tiere und medizinische Behandlungsmethoden dargestellt, die in farbenfroher und prachtvoll mit Gold und Silber dekorierter Ausführung jedes einzelne Bild zu einem kleinen Kunstwerk werden lassen. Die stark symbolisierten Pflanzenbilder, teilweise fast arabeskenähnlich und auf fast allen Seiten der Handschrift zu finden, sowie die wundervollen Tierdarstellungen machen diese Handschrift zu einer einzigartigen Zimelie der mittelalterlichen Buchkunst.

Auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse werden wir unsere neueste Faksimile-Edition, Von Pflanzen und Tieren, präsentieren.

 

Beschreibung

Eine Prachthandschrift mit außergewöhnlichem Inhalt

In der British Library, einer der wichtigsten und größten Handschriftensammlungen der Welt, befindet sich ein Kunstwerk ganz besonderen Inhalts: Von Pflanzen und Tieren, eine medizinische Sammelhandschrift aus dem späten 12. Jahrhundert, entstanden in Nordfrankreich oder England. Das Buch besticht durch seine große Fülle an prachtvoll und kunstvoll ausgeführten Miniaturen – über 240 Darstellungen auf 95 Folios –, die eine Enzyklopädie des Fachwissens zur Pflanzenheilkunde der Zeit darstellen. Basierend auf antiken wissenschaftlichen Texten, Volksmedizin und anderen medizinischen Lehren wurden solche Sammelhandschriften vor allem als Handbücher in Spitälern – die sich bis zum 13. Jahrhundert vor allem in Klöstern befanden – für die Herstellung von Arzneimitteln benötigt.

Klostermedizin und mittelalterliche Heilkunst

Im christlichen Europa gehörte die Krankenpflege bis zum 12./13. Jahrhundert zu den Hauptaufgaben der Klöster; Benedikt von Nursia hatte dies schon im 6. Jahrhundert als eine der zentralen Aufgaben der Kleriker definiert (Infirmorum cura omnia et super omnia adhibeanda est – Die Krankenpflege steht über allem). Dazu wurden Naturmittel aus Heilpflanzen hergestellt und die Pflanzen dazu meist im eigenen Klostergarten angepflanzt. Diese Tatsache trug dazu bei, dass antike Texte der Naturheilkunde in den Schreibstuben kopiert und so tradiert wurden. Es handelt sich dabei vor allem um antike Texte (Hippokrates, Galen und Dioskurides sowie auf diesen Autoren basierende Texte), die als Grundlage für die medizinische Versorgung bis ins 12. Jahrhundert dienten. Die Versorgung mit Heilpflanzen, deren Aufbewahrung und die Herstellung von medizinischen Mitteln aus tierischen und pflanzlichen Bestandteilen gehörten zu den Hauptaufgaben der mittelalterlichen Heilkunst. Dies belegen auch die zahlreichen noch erhaltenen Abschriften medizinischer Herbarien.

Medizin – eine akademische Disziplin

Aufgrund der regen Übersetzertätigkeit in Toledo und Salerno kamen ab dem 12. Jahrhundert auch arabische und weitere antike Texte, die im Orient erhalten geblieben waren, nach Europa. Es entstanden die ersten universitären Medizinschulen im 10. Jahrhundert in Salerno und dann in Montpellier. Die neue Literatur und Erkenntnisse aus der arabischen Fachliteratur führen im 11.–12. Jahrhundert zu einer Verwissenschaftlichung der Medizin. Diese wurde nun als akademische Disziplin unterrichtet und von der Pharmakologie getrennt.
Durch das auf der Synode von Clermont 1130 bestimmte Verbot für Kleriker, ärztliche Behandlungen durchzuführen, setzte auch eine Wende in der medizinischen Versorgung ein und die monastische Medizin wurde von einem Heil- und Pflegewesen außerhalb der Klostermauern abgelöst.

Hebarien und medizinische Sammelhandschriften

Die Sammelhandschrift aus der British Library umfasst die drei populärsten medizinischen Texte des 12. Jahrhunderts: das Herbarium des Pseudo-Apuleius, De Herbis Feminis des Pseudo-Dioscorides und De medicina ex animalibus von Sextus Placitus, sowie weitere kurze heilkundliche Texte.

Das Herbarium des Pseudo-Apuleius stammt vermutlich aus dem 4. Jahrhundert und wurde ursprünglich dem römischen Dichter und Philosophen Apuleius von Madaura (124–170) zugeschrieben. Der Text basiert auf Plinius’ Historia naturalis und Discorides’ De materia medica. Jedes der ungefähr 130 Kapitel beschreibt eine Pflanze und ihre medizinischen Indikationen sowie Rezepte zur Verwendung.

De Herbis Femininis von Pseudo-Disocorides ist ein populäres Herbarium aus dem 5./6. Jahrhundert, das im Mittelalter häufig kopiert und verwendet wurde.

Placitus von Papyras’ De medicina ex animalibus wurde im 4. Jahrhundert verfasst und stellt eine Zusammenstellung von aus Tieren gewonnenen Heilmitteln und ihren Anwendungen dar.

Die Faksimile-Edition

Originalgetreue Faksimile-Edition der Handschrift Sloane MS 1975 der British Library in London in einer streng limitierten Auflage von nur 900 Exemplaren weltweit. Unglaubliche 244 Darstellungen von Pflanzen und Tieren sowie drei ganzseitige und eine halbseitige Miniatur zur Arzneimittelherstellung und zu medizinischen Behandlungen illustrieren diese einzigartige Handschrift auf 95 Blättern im Format 30 x 20 cm. Der Einband des Originals, ein Ledereinband in edlem Schwarz und mit dem goldgeprägten Emblem der Sloane Collection wird originalgetreu wiedergegeben – mit den fünf Bünden ein echtes bibliophiles Meisterwerk. Eine Luxuskassette schützt die wertvolle Edition.

Der wissenschaftliche Begleitband, verfasst von Taylor McCall, Ph.D., beleuchtet alle Aspekte der Handschrift, geht ihrer spannenden Geschichte nach und erläutert alle Miniaturen und Initialen ausführlich.