Ulugh Beg – Die Astronomie des Prinzen

Ulugh Begs Buch der Fixsterne von Al-Sufi

(Paris, Bibliothèque national de France, Arabe 5036)

Die Faszination des Firmaments

Die Astronomie ist eine der ältesten Wissenschaften mit einer langen Tradition, vor allem begründet im Bestreben des menschlichen Geistes, das Universum in irgendeiner Form zu erfassen und zu verstehen. Nur die Beobachtung und Erforschung der Himmelskörper ermöglichte Kalender und Zeitbestimmung.

Der Alltag der Menschen stand stets in direkter Abhängigkeit von diesen errechneten Rhythmen und den damit einhergehenden Veränderungen der Natur, daher maß man den Himmelskörpern so große Bedeutung zu und verehrte sie oft kultisch. Das große Interesse an Astronomie spiegelt sich schon in der Errichtung bestimmter emblematischer Bauten wie Stonehenge (um 3000–1500 v. Chr.) oder der ägyptischen Pyramiden wider, auch die Himmelsscheibe von Nebra verweist auf die große Bedeutung, die den Himmelskörpern und ihrer Beobachtung schon früh geschenkt wurde. Sowohl für den Alltag, der von den Jahreszeiten geprägt war, wie auch für das religiöse Leben (Bestimmung der Gebetszeit und hoher Festtage) spielte die Astronomie in der christlichen wie islamischen Welt eine entscheidende Rolle.

“Die Religionen zerstreuen sich wie Nebel, die Zarenreiche zerstören sich von selbst, aber die Arbeiten des Gelehrten bleiben für alle Zeiten. Das Streben nach Wissen ist die Pflicht eines jeden Muslims, Mann und Frau.”
Ulugh Beg (1394–1449)

Das goldene Zeitalter der islamischen Wissenschaft – Antike und arabische Traditionen der Astronomie

Die ältesten schriftlichen Versuche, den Aufbau des Himmels zu erklären, sind uns aus der klassischen Antike überliefert. Eine der ersten bekannten Autoritäten in diesem Zusammenhang war zweifelsohne Ptolemäus (100–160), der antike Philosoph und Astronom aus Alexandria. Sein Werk galt bis zur frühen Neuzeit als wissenschaftliches Standardwerk der Himmelskunde. Der Almagest ist ein systematisches Handbuch der mathematischen Astronomie und über Jahrhunderte war sein Inhalt maßgeblich. Der Almagest ist auch die Grundlage für das Buch der Fixsterne von Al-Sufi aus dem 10. Jahrhundert. Dieser persische Gelehrte beschäftigte sich eingehend mit Ptolemäus’ Werk und verband es mit der wissenschaftlichen arabischen Tradition und den empirischen Beobachtungen vorislamischer Kulturen der Beduinen.
In seinem Text korrigierte Al-Sufi zahlreiche Angaben von Ptolemäus und ergänzte sie durch eigene empirische Erkundungen. Er führte alle in
der arabischen Literatur erwähnten Sternnamen mit dem Sternenkatalog von Ptolemäus zusammen und gab ihre ekliptischen Koordinaten und
Größen an. In seinen Beobachtungen beschrieb er sogar schon die große Magellansche Wolke („al-Bakr“) und die Andromedagalaxie.
Alle mythologischen Figuren der Konstellationen sind jeweils doppelt dargestellt, einmal als Abbild, wie sie am Himmel zu sehen sind, und einmal auf eine Sphäre projiziert. Daher diente sein beeindruckendes Werk auch über Jahrhunderte als Vorbild für zahlreiche Himmelsgloben.
Der Text war lange Zeit der wichtigste Sternbildführer der islamischen, aber auch der christlichen Welt.

Kunst und Wissenschaft in einzigartiger Synthese

Die Pariser Handschrift, die den Text des Buchs der Fixsterne wiedergibt, besticht durch ihre großartigen Illustrationen: liebevoll ausgeführte, detaillierte Abbildungen der beschriebenen Sternkonstellationen und Himmelskörper. Der Codex ist mit 74 großformatigen Miniaturen zweifelsohne eine der am reichsten und schönsten ausgestatteten Versionen des berühmten astronomischen Beitrags von Al-Sufi. Zudem ist der Codex von herausragender historischer Bedeutung, wurde die Handschrift doch geschaffen am Hofe des bedeutenden timuridischen Prinzen Ulugh Beg, des „Wissenschaftlers auf dem Herrscherthron“, bekannt durch seine großartigen kulturellen und wissenschaftlichen Leistungen und Aktivitäten.

Ein Wissenschaftler auf dem Herrscherthron

Ulugh Beg (1394–1449) ist vor allem aufgrund seiner Verdienste in den Bereichen Kunst, Bildung und Wissenschaft bis heute anerkannt und
renommiert. Er war ein Enkel des Eroberers Timur Lenk (Tamerlan). Als Vertreter seines Vaters, des timuridischen Herrschers Shah Rukh
(reg. 1407–1447), wurde Ulugh Beg schon mit 15 Jahren in Samarkand als Statthalter eingesetzt und machte die Stadt zum Zentrum islamischer
Kultur. Auf ihn geht der Bau der berühmten Ulugh Beg Madrasa auf dem Registan, dem zentralen Platz der antiken Stadt Samarkand (um
1417), zurück, ebenso das ab 1424 erbaute Observatorium, das erst im Jahr 1908 lokalisiert und ausgegraben wurde.

Für Jahrhunderte maßgebend

Es beeindruckt uns heute noch, wie exakt die Messungen, basierend auf den antiken Texten und auf eigenen empirischen Beobachtungen, am
Observatorium in Samarkand waren: So wurden die Sterne sehr genau vermessen und ihre Lichtstärke definiert. Sogar das Sternenjahr konnte Ulugh Beg auf 58 Sekunden genau berechnen und sein Handbuch astronomischer Tafeln – der Sternenkatalog Zidsch-i-Sultani mit den Positionsangaben von 1018 Sternen, entstanden zwischen 1420 und 1437 – war bis zu Tycho Brahes Zeiten an Genauigkeit unübertroffen.

Unsere Faksimile-Edition

Ein Meisterwerk zentralasiatischer Kunst, einer der wichtigsten und zugleich schönsten Traktate über den Sternenhimmel, geschaffen für einen der herausragendsten Wissenschaftler auf einem Herrscherthron, ein Symbol für die Blüte des sagenhaften Samarkand im Mittelalter: Diese unglaubliche Handschrift wird erstmals als originalgetreue Faksimile-Edition in einer weltweit streng limitierten Auflage von nur 600 handnummerierten Exemplaren herausgegeben.

74 bezaubernde Sternbild-Miniaturen in feinster Technik

Originalgetreue Faksimile-Edition des Codex Arabe 5036 der Bibliothèque nationale in Paris. 74 fein ausgeführte Sternbild-Miniaturen und zahlreiche goldene Überschriften illustrieren den grundlegenden Text von Al-Sufi auf 247 Blättern im Format 24,5 x 18,5 cm. Der Einband des Originals aus goldbesticktem Stoff mit goldgeprägter Ledereinfassung und einer Flappe wird originalgetreu wiedergegeben.
Eine Prachtkassette schützt das wertvolle Faksimile. Der wissenschaftliche Begleitband beleuchtet alle wesentlichen Aspekte der Handschrift,
beschreibt ihre Entstehung und ihr Umfeld und erläutert alle Miniaturen ausführlich.

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