Das Farbenspiel damals und heute

Sensim per partes discuntur queliber artes.
Artis pictorum prior est factura colorum.
Post ad mixturas committat mens tua curas.
Hoc opus exerce, sed ad unguem cuncta coherce,
Ur sit adornatum quod pinxeris et quasi natum.
Postea multorum documentis ingeniorum
Ars opus augebit. […]”

(“Schritt für Schritt wird eine jegliche Kunst erlernet,
Die des Malers wird zuerst die Farben bereiten,
Dann wird dein Sinn auf die Mischungen bedacht sein.
Betreibe dieses Werk, doch gehe allen Dingen auf den Grund,
Auf dass, was du malst, zierdevoll und gleichsam frisch geboren sei,
Dann wird die Kunst mit den Erfahrungen vieler Begabter
Dein Werk unterstützen. […]”)

aus: “Schedula diversarum artium” (auch: “De diversis artibus”) von Theophilus Presbyter (zw. 1100 – 1120)

 

Theophilus Presbyter, ein Benediktinermönch und Verfasser einer Abhandlung in Latein über die Technik des Kunsthandwerks in drei Bänden, beschreibt im Vorwort seines ersten Bandes über die Anwendung der Mal- und Zeichenmittel (Maltechniken, Farben und Tinten), besonders Bezug nehmend auf die Buch-und Wandmalerei, wie wichtig die Liebe zum Detail ist und dass man allen Dingen auf den Grund gehen soll um erfreuliche Resultate zu erzielen.

Wir nehmen uns das ebenfalls zu Herzen und gehen, besonders bei der Farbmischung, auf den Grund der Dinge um die Originalfarben exakt wiederzugeben. Früher war die Farbherstellung ein aufwendiger Prozess und dank der Erfindung der Fotografie und des Digitaldrucks ist es uns heutzutage möglich, eine originalgetreue Wiedergabe einer Handschrift, beziehungsweise eines Buches, zu realisieren.

Auch wenn der Prozess der Farbgewinnung und -herstellung mit der Zeit erleichtert wurde, verlieren wir nicht den Fokus zum Detail. Für jede Herstellung eines Faksimiles wird jede Seite der Handschrift gewissenhaft aufgenommen, vermessen und für den Druck aufgearbeitet. Auf der Grundlage dieser Farbseparation werden erste Probedrucke erstellt und diese so lange und so oft mit dem Original verglichen und korregiert, bis die Farben exakt mit der Originalhandschrift übereinstimmen. Erst dann kann der eigentliche Druck beginnen.

Faksimile, Farbvergleich, Original vs. Kopie

Farbvergleich der originalen Handschrift mit dem Faksimile

Lesen Sie hier weiter, über die Farbherstellung im Mittelalter und wie heute ein originalgetreues Faksimile entsteht.