Die Darstellung Satans im Mittelalter

Im Mittelalter wurde die Existenz des Teufels in den meisten Religionen des Europäischen und Asiatischen Kontinents in vielen Manuskripten behandelt und bestätigt. In jenen die in West-Europa entstanden, wurde der Teufel oft mit Elementen einer Schlange dargestellt, wie etwa mit spitzen Hörnern oder Ohren und einem langen dünnen Schwanz. Die Figur repräsentierte Sünde und Verführung. Diese Merkmale ergaben sich aus der Geschichte der Entstehung der Menschheit aus dem Buch der Genesis, und der Verführung Evas durch eine Schlange.

Moench_teufel

Detail einer Fußzeilen-Szene; Südfrankreich (Toulouse), c. 1300–1340, Royal 10 E IV, f. 247r

Als der Teufel im Neuen Testament erschien, wurde ihm ebenfalls Verführung zugeschrieben. Nach seiner Taufe fastete Christus für 40 Tage und 40 Nächte in der judäischen Wüste, während dieser Zeit wurde er durch den Teufel verführt, Christus konnte jedoch jeder Verführung durch den Teufel widerstehen. Diese Sequenz wird häufig in den illustrierten Psaltern des Mittelalters dargestellt. Typisch war der gehörnte Kopf des Teufels, ein spitzer Schwanz und seine hufeartigen Füße – ein Ensemble mit dem wir auch heute noch die Gestalt des Teufels assoziieren.

In den Manuskripten des Mittelalters wurde der Teufel oft von einer Gemeinschaft an Dämonen begleitet, die ihrem Meister in der Erscheinung ähnelten. In dem hier gezeigtem Bild können Dämonen ausgemacht werden, die dem Teufel folgen und von einem Mönch verjagt werden. Der Teufel und seine Dämonen repräsentieren Sünde und Verführung, Elemente denen die Mönche entgehen wollten. Eine Besonderheit in den hier dargestellten teuflischen Figuren liegt darin, dass sie braun anstatt von rot illustriert wurden und keine angsteinflössenden Flügel oder Schwänze haben.

Im ersten Teil von Dante´s Göttlicher Komödie werden Dante und Vergil an den Höllenpforten vom Teufel höchstpersönlich begrüßt. In illustrierten Ausgaben des Werks aus dem Mittelalter, wird der Teufel in ernster Haltung dargestellt. Die spitzen Flügel, die Hörner und der Schwanz gaben dem Teufel ein bösartiges Äußeres und prophezeiten den Horror, den Dante und Vergil zu erwarten hatten, als sie weiter zur Hölle hinab stiegen.

dante_entrada

Detail einer Fußzeilen-Szene mit Dante und Virgil, die die Hölle betreten. Canto 3 des Inferno: Add MS 19587, f. 4r

Ebenso wie der Teufel auf verschiedene Arten und Weisen im Mittelalter dargestellt wurde, wurde auch die Hölle beziehungsweise der Eingang zur Hölle in unterschiedlicher Weise dargestellt. Dias Inferno wurde häufig als bodenlose Grube dargestellt, in welche Sünder durch ein großes Gefäß oder Maul verschluckt wurden. Obgleich die klassische Mythologie Sagen von Helden beinhaltet, die in ein mit Monstern gefülltes Behältnis stürzten und nicht mehr auftauchen konnten, liegt die Signifikanz dieses bildlichen Ausdrucks des Mittelalters in der Heiligen Schrift.

ho%cc%88llenschlund

Kopie der Apokalypse. Deutschland (Thüringen, wahrscheinlich Erfurt), c. 1350–1370, Add MS 15243, f. 34r

ho%cc%88llenschlund

Taymouth Hours’, Yates Thompson MS 13, f. 142r

Der Höllenschlund repräsentierte die Fusion von vier Bildern: Die Hölle als offener Schlund, der Sünder verschluckt; Satan als Löwe dargestellt und auf der Suche nach Seelen die er verschlingen könnte; Satan als Flammen speiender Drache dargestellt; und als Leviathan – das Seeungeheuer des Alten Testaments.