Pacino di Bonaguida – Buchmaler und Wegbereiter für die Kunst der Renaissance

Der Name Pacino di Bonaguida ist nicht vielen ein Begriff – und doch ist er einer der innovativsten Maler seiner Zeit gewesen. Wie sein bekannterer Zeitgenosse Giotto (di Bondone), kann Pacino di Bonaguida als einer der Wegbereiter für die Kunst der Renaissance verstanden werden, auch wenn seine Arbeiten heutzutage von den Werken Giottos überschattet werden.

“Lebensbaum”, 1310-1315, Galleria dell’Academia, Florenz

LEBEN

Über sein Leben ist nur sehr wenig bekannt. Anhand der Datierung seiner Bilderhandschriften und überlieferter Dokumente lässt sich seine als Künstler aktive Zeit feststellen: 1303 bis 1347. In diesen Jahren schuf Pacino, der eine Ausbildung sowohl als Tafel- als auch als Buchmaler genossen hatte, in seinem Atelier in Florenz eine beträchtliche Anzahl von illuminierten Handschriften und Tafelbildern, die ohne Ausnahme von meisterhaftem Können zeugen.

Florenz erlebte zu dieser Zeit dank seiner tragenden Rolle im Bankwesen und Textilhandel eine Blütezeit, die die Nachfrage nach Bilderhandschriften extrem steigerte und sich somit als überaus vorteilhaft für damalige Künstler erwies.

Pacinos umfangreiches Werk spiegelt diese große Nachfrage sowie das Prestige, das seine Werkstatt in Florenz besessen haben muss, wider. Ebenso deutet die erstaunliche Anzahl seiner Werke darauf hin, dass Pacino in seinem Atelier ausgebildete Künstler beschäftigte, die in seinem Stil Arbeiten anfertigten.

PACINO UND GIOTTO

Wie sein Zeitgenosse Giotto, war Pacino di Bonaguida Mitglied der Gilde Medici e Speziali (Ärzte und Spezialisten), was als Indiz für die berufliche Nähe zwischen den beiden Malern interpretiert werden kann. Pacino werden in Bezug auf Komposition und Figuren Ähnlichkeiten zu Giotto nachgesagt. Tatsächlich wurden einige Werke von Kunsthistorikern des 19. und frühen 20. Jahrhunderts (fälschlicherweise) als Gemeinschaftsarbeiten Giottos und Pacinos bezeichnet.

Pacino nahm insofern Bezug auf Giotto, als dass er sein zukunftsweisendes Konzept der Perspektive in die Buchmalerei einführte, und somit wesentlichen Einfluss auf die darauffolgende Kunst ausübte.

Auszug aus “Buch der Bilder”, 1320

STIL

Pacino wird heutzutage als Erfinder des “Miniaturen-Stils” gesehen, eines Stiles, der sich durch die klare Unterteilung der Malfläche in mehrere kleinformatige Szenen auszeichnet. Diese Miniaturen unterscheiden die Werke Pacinos von den “monumentaleren” Arbeiten Giottos.

Pacinos Miniaturen fesseln den Betrachter mit der Frische ihrer Farben und ihrer klaren, niemals überladen wirkenden Bildsprache. Kunsthistoriker preisen außerdem die Bühnenhaftigkeit seiner Kompositionen, ihr Detailreichtum und Pacinos Talent als visueller Geschichtenerzähler. Pacino kann insofern als innovativ bezeichnet werden, als dass er zwar bekannte Motive aus der Bibel oder anderen Überlieferungen übernahm, jedoch eigene, erfinderische Details hinzufügte.

WICHTIGSTE WERKE

Auszug aus “Buch der Bilder”, 1320

Pacino di Bonaguida schuf eines seiner bekanntesten Werke relativ zu Beginn seiner Karriere: das Tafelbild “Lebensbaum”, das zwischen 1310 und 1315 entstand und heute in der Galleria dell’Academia in Florenz zu besichtigen ist. “Lebensbaum” ist ein Meisterwerk des “miniaturistischen” Stils: Das Tafelbild von einer Höhe von zweieinhalb Metern ist in mehrere kleinformatige “Medaillons” unterteilt, die Szenen aus dem Leben Christi zeigen.

Als ebenso bedeutend gilt Pacinos illuminierte Handschrift Szenen aus dem Leben Christi und dem Leben des seligen Bernhard von Villamagna (Buch der Bilder), vor allem, weil hier bestimmte Motive, Techniken und Kompositionen verwendet werden, die in späteren Arbeiten wieder auftauchen und das Werk somit als Ausgangspunkt für die Analyse Pacinos darauffolgender Werke gesehen werden kann.

Weitere wichtige Werke Pacinos sind Das Chiarito-Tabernakel, ein visionäres Tafelgemälde, das sich heute im J. Paul Getty Museum in Los Angeles befindet, und die Dante Poggiali, eine illuminierte Handschrift von Dante Alighieris Göttlicher Komödie.